Eine Forschung zu „Therapieansätzen zur Behandlung von weiblichen sexuellen Funktionsstörungen“

Der Arbeitsgruppe „Female Desire“ des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité führt ein Forschungsprojekt mit aktiver Beteiligung  bzw. gemeinsam mit Betroffenenvertreter*innen durch. Dies ist ein positiver Ansatz, den ich sehr begrüße. Denn oft werden Forschungen oder Projekte ohne Einbeziehung von „Betroffenen-Gruppen“ durchgeführt, wodurch oft Ihre Interessen und Bedürfnisse gar nicht vertreten sind. Eine verpasste Chance für die Entwicklung wirksamer Projekte bzw. Angebote, die auf den Bedarf zugeschnitten sind, und dadurch manchmal verlorene Ressourcen.

Vor kurzem hat die Arbeitsgruppe „Female Desire“ des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité ein Forschungsprojekt gestartet, dessen zentrales Ziel ist, gemeinsam mit Betroffenenvertreter*innen Strategien zu entwickeln, wie Wissenschaft einen Beitrag dazu leisten kann, die Behandlungsmöglichkeiten von weiblichen sexuellen Funktionsstörungen zu verbessern.

Im Rahmen meiner langjährigen Erfahrung zum Thema  Weibliche Genitalverstümmelung/Beschneidung (FGM/C) ist meine Expertise in dem Forschungsbereich der AG in Bezug auf meine Arbeit und Kontakte zu betroffenen Communities angefragt. Als eines der Mitglieder des Fachbeirats bringe ich meine Expertise im Interesse von FGM/C Betroffenen ein.

FGM/C vor allem Typ II und III führt zu sexuellen Funktionsstörungen. Aufgrund der erheblichen körperlichen, psychischen und sozialen Folgen, haben Betroffene oft Probleme im sexuellen Bereich. 

Trotz der hohen Prävalenz von sexuellen Funktionsstörungen, dem starken Leidensdruck von Betroffenen und damit verbundenen Scham, finden sich in der Versorgung kaum Ansprechpartner*innen und wirksame Therapieansätze.  Die AG ist daher fest überzeugt, dass es für Weiterentwicklungen in der Forschung essentiell ist, die Perspektive von Betroffenen miteinzubeziehen. Nur so können neue Strategien an den Bedürfnissen von Betroffenen ausgerichtet werden. 

Weibliche sexuelle Funktionsstörungen sind multifaktoriell und die therapeutischen Ansätze genauso vielfältig. Das Ziel der Arbeitsgruppe „Female Desire“ des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité ist es, diese Situation durch die wissenschaftliche Arbeit an neuen Therapieansätzen zur Behandlung von weiblichen sexuellen Funktionsstörungen  zu verbessern.

In Vorbereitung des Forschungsprojektes werden folgende Fragen vom Fachbeirat im Rahmen Ihrer Expertise und Erfahrungen als Patienten- bzw. Klienten-vertreter*innen aktiv diskutiert: “Welches Ziel sollte Forschung zum Thema sexuelle Funktionsstörungen haben?”, “Welche Fragen sollte die Forschung dringend beantworten?”, „Welche Art von Therapie wünschen sich Betroffene?“ oder „Welche ethischen Grundsätze sollte die Forschung hier speziell berücksichtigen?““

„Auch vulnerable Gruppen sollten in einem geschützten Rahmen zu Wort kommen (sexuelle Minderheiten in Bezug auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität, sexuelle Probleme nach sexueller Gewalt, psychische und körperliche Komorbiditäten).“, so die Projektbegleitende AG Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Sexualwissenschaften und Sexualmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 

Ziel ist innerhalb von 5 Fachbeiratstreffen einen Fragebogen für eine repräsentative Umfrage zu generieren und daraus exemplarisch ein Studienprotokoll und ein Studiendesign für zukünftige klinische Studien abzuleiten. 

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